Weiterbildung

Weiterbildung in Meditation und Kontemplation

A. Inhaltliches Verständnis

Die Praxis der Meditation und Kontemplation ist ein auf der Tradition christlicher Mystik beruhender Weg zur Gotteserfahrung, wie er etwa von Meister Eckehart, Theresa von Avila oder der Schrift „Die Wolke des Nichtwissens“ gelehrt wurde. Die große Nachfrage nach Meditations- und Kontemplationskursen, Oasen und Stille-Orten zeigt, dass Menschen heute wieder verstärkt nach einem solchen Weg suchen.

Ein zeitgemäßes Verständnis von Meditation, das unserem abendländischen Kulturkreis entspricht, kann sich nicht mit einer bloßen Übernahme von althergebrachten spirituellen Überlieferungen begnügen. Es fordert vielmehr eine Aktualisierung und individuelle Aneignung dieser Traditionen. Das heißt insbesondere, dass persönliche Willensfreiheit und intellektuelle Einsicht für den eigenen Prozess unverzichtbar sind.

Um andere auf einem solchen Weg anzuleiten und zu begleiten, sollte man ihn selbst unter Anleitung und Begleitung gegangen sein. An diesem Punkt setzt die Weiterbildung in Meditation und Kontemplation an. Durch die persönliche Begleitung des individuellen spirituellen Weges wird ein strukturiertes Lernfeld erschlossen. Hier werden, theoretisch und supervisorisch flankiert, eigene praktische Erfahrungen gesammelt, die das eigentlich tragende Fundament für die spätere Weitergabe bilden.

Die Übung der Kontemplation spielt hierbei als Lerninstrument eine entscheidende Rolle. Sie ist nach traditioneller Gebetslehre die höchste Form christlicher Meditation. Sie führt über die vorbereitenden Gebetsformen von mündlichem Gebet („oratio“) und gegenständlicher Meditation („meditatio“) hinaus zur Versenkung unseres Bewusstseins in eine unerschütterliche Stille („contemplatio“). Um in diese Stille zu gelangen, können verschiedene auf den individuellen Bedarf abgestimmte Übungsmethoden helfen, vor allem die Sammlung auf einen bestimmten Bewusstseinsinhalt oder das lauschende, gegenstandsfreie Verweilen der Achtsamkeit im gegenwärtigen Augenblick.

Kontinuierliche Praxis macht die Kontemplation zu einem Lebensweg. Auf diesem können fortschreitend tiefere Schichten des Bewusstseins erschlossen werden, um das eigene Selbst in seinem Wesensgrund zu erkennen und das eigene Potential für Transzendenzerfahrungen zu wecken. Die damit verknüpfte Verwandlung des Alltags führt konsequenterweise zu einem Handeln in der Welt, das nicht mehr von Konventionen bestimmt ist, sondern sich von der geschulten Intuition für den Augenblick leiten lässt.

B. Zielgruppe und Ziel

I. Zielgruppe

Das Weiterbildungsangebot richtet sich in der Regel an Personen, die im Bildungssektor, im Bereich Persönlichkeitsentwicklung, im kirchlichen oder karitativen Dienst tätig sind.

II. Ziel

Das Ziel der Weiterbildung besteht darin, die Teilnehmenden zu befähigen, auf der Basis eines christlichen Selbstverständnisses Veranstaltungen, Kurse und Begleitung im Bereich Meditation und Kontemplation anzubieten.

Eine Lehrbeauftragung kann mit einem Zertifikat des Zentrums für Meditation und Kontemplation – Frankfurt e.V. in der Regel erteilt werden durch die Bestätigung als MeditationsbegleiterIn frühestens nach 3 Jahren oder als KontemplationslehrerIn frühestens nach 10 Jahren.

C. Aufnahmevoraussetzungen

Aufnahmevoraussetzungen sind

  1. in der Regel mindestens 3 Jahre Übungspraxis in einer von der Kursleitung anerkannten Begleitung;
  2. psychische Belastbarkeit; wer in therapeutischer Behandlung ist, muss die Teilnahme mit dem Therapeuten bzw. der Therapeutin und der Kursleitung absprechen;
  3. Kompetenz in seelsorgerlicher Gesprächsführung und/oder spiritueller Begleitung (in der Regel nachgewiesen durch die Teilnahme an einem entsprechenden Ausbildungskurs) oder die Bereitschaft, sich diese zu erarbeiten;
  4. die Einreichung einer schriftlichen Anmeldung, welcher beizufügen sind:
    1.  ein Lebenslauf, der auch den Verlauf der persönlichen spirituellen Entwicklung nachzeichnet;
    2. eine Darlegung der Motivation und der Zielvorstellungen, die mit der Weiterbildung verknüpft sind, möglichst mit konkreter Benennung von organisatorischen Einbindungen oder praktischen Realisierungsmöglichkeiten.

D. Elemente der Weiterbildung

Das Gesamtkonzept beruht auf einer intensiven Schulung in den drei Hauptbereichen Meditationspraxis, Theorie und Selbsterfahrung / Supervision / Psychologie / Methodik. Es wird empfohlen, spätestens ab dem zweiten Weiterbildungsjahr eigene Meditationen anzuleiten, die im Kurs begleitend supervidiert werden.

Schulungsbereiche

I. PraxisII. Theorie III. Selbsterfahrung, Supervision und Methodik

I. Praxis

Die regelmäßige eigene Übungspraxis zuhause (bestehend aus innerer Übung und Alltagsübung) wird eingeübt und vertieft durch die Teilnahme an Übungstagen und Kursen in christlicher Meditation und Kontemplation.

Die Praxis-Angebote umfassen:

  1. Ein- und Ausübung von Kontemplation und Meditation einschließlich bedarfsweise Vertiefung von Text-, Bild-, Imaginations- oder Wahrnehmungsmeditation, Glut- oder Leitformelgebet.
  2. Ein- und Ausübung von aufrechtem Sitz, Leibarbeit und Bewegungsmeditation (insbes. meditatives Gehen und Gebetsgesten).

II. Theorie

Die Aneignung von theoretischen Inhalten erfolgt vorrangig in Workshops, Meditationsseminaren, monatlichen Arbeitskreisen, deren Themenschwerpunkt im Jahresturnus wechselt, sowie im Selbststudium. Das Selbststudium wird durch gezielte Literaturhinweise zur theoretischen Beschäftigung mit dem großen Fundus christlicher Meditationsformen, insbesondere zur Auseinandersetzung mit Primärtexten christlicher Mystiker/innen und zeitgenössischer Sekundärliteratur angeleitet.

Die Theorie-Angebote umfassen:

  1. Christliche Mystik: Meister Eckehart, Theresa von Avila, Tradition der „Wolke des Nichtwissens“ und der Wüstenväter, Biblische Auslegung und Überlieferung u.a.m.
  2. Außerchristliche Mystik: Zen, Yoga, Taoismus, Sufismus, Chassidismus u.a.m.
  3. Religionsphilosophie und zeitgenössische Spiritualität unter Einbeziehung von Themen aus Gesellschaft, Politik, Theologie und Ethik.

III. Selbsterfahrung, Supervision und Methodik

Psychologische und methodische Grundlagen werden durch Begleitung und Supervision bei gesondert anberaumten Einzelgesprächsterminen oder Kursen vermittelt. Die jeweilige Schwerpunktsetzung (Wissensvermittlung, Selbsterfahrung oder Reflexion) wird dem Stand des inneren Prozesses angepasst.

1. Gelegenheit zur Selbsterfahrung wird in der Regel im Rahmen der geistlichen Begleitung auf dem persönlichen Übungsweg geboten. Die eigene Übungspraxis wird vertieft durch gezielte Übungshinweise, durch das dialogische Durcharbeiten und das damit wachsende Verstehen der individuellen geistig-seelischen Abläufe.

Nach dem hier tragenden Grundverständnis geht es darum eine weltzugewandte spirituelle Praxis zu vermitteln, die sich in der alltäglichen Lebenswelt zu bewähren hat. Deshalb wird bei der Begleitung großer Wert gelegt auf die Verknüpfung der Übungspraxis mit dem privaten und beruflichen Alltag.

2. Die Vermittlung von psychologischem und methodischem Wissen und die Supervision der von den Teilnehmenden ggf. durchgeführten Kursangebote soll den Prozess der Vermittlung an Dritte vorbereiten und aufarbeitend reflektieren (Methodik-Schulung). Besondere Schwerpunkte bilden die bei der Vermittlung auftauchenden Probleme, sowie Fragen des eigenen Rollenverständnisses, der Methodik prozessorientierten Lernens und des Umgangs mit eventuell auftretenden spirituellen Krisen- oder Grenzerfahrungen bei Kursteilnehmern/innen (psychologisches Grundwissen).

E. Kosten

Die Kosten sind abhängig von der individuellen Auswahl der Weiterbildungselemente. Die Kosten für Kurse, Übungstage und Einzelgesprächstermine sind den aktuellen Veranstaltungsprogrammen zu entnehmen.

F. Veranstalter

Veranstalter der auf ökumenischer Basis angebotenen Weiterbildung ist das Zentrum für Meditation und Kontemplation – Frankfurt e.V. unter der fachlichen Leitung von Dr. Dr. Peter Lipsett. Die Weiterbildung wird vom Leiter und den Lehrbeauftragten des Zentrums durchgeführt.

G. Anmeldung und Information

Der Einstieg in die Weiterbildung ist grundsätzlich jährlich möglich, ist aber abhängig von der jeweiligen Nachfragesituation und dem Vorhandensein freier Plätze. Die Anmeldung setzt auf jeden Fall ein persönliches Vorgespräch voraus; sie ist mit den erforderlichen Unterlagen zu richten an das

Zentrum für Meditation und Kontemplation – Frankfurt e.V.
c/o Dr. Dr. Peter Lipsett Rödelheimer Bahnweg 20
60489 Frankfurt/Main
Tel: 069 – 7895030
e-mail: lipsett@kontemplation-frankfurt.de
homepage: www.kontemplation-frankfurt.de